Neuanfang nach der Krise – Mein Weg aus der Depression
Die vergangenen zwei Jahre waren eine Achterbahnfahrt.
Seit Ende 2023 steckte ich in einer andauernden depressiven Episode fest – mal schwerer, mal leichter, aber nie wirklich vorbei. Anfang 2024 kam es dann zum absoluten Tiefpunkt: Ein Rückfall in meine Essstörung ließ mich immer weiter abrutschen. Jeder Tag fühlte sich an wie ein Kampf gegen mich selbst.
Das Fahrradfahren, dass was mir sonst viel Spaß gemacht hat, war in dieser Zeit kaum mehr Teil meines Lebens. Die wenigen Male, die ich es geschafft habe, mich aufzuraffen, waren großartig. Ich war glücklich und zufrieden – und doch reichte es nicht, mich dauerhaft zu motivieren. Die Antriebslosigkeit war permanent und übermächtig da.
Es ging so weit, dass ich selbst auf alltägliche Dinge keine Bock mehr hatte. Briefe schreiben machte keine Lust mehr, Veranstaltungen haben keinen Reiz mehr gehabt, soziale Kontakte wurden weniger.
Auch die Besuche in der UN-Hack-Bar haben aufgehört. Ich funktionierte einfach nur noch.
Meine Soziale Phobie kehrte zurück und hat mich weiter eingeschränkt. Allerdings habe ich die Phobie und die Depression gut in den Griff bekommen. Ich habe seit April 2024 eine tolle Therapeutin die mir bisher sehr gut geholfen hat.
Von Oktober bis Anfang Januar war ich AU geschrieben. Ein harter Tiefpunkt im Urlaub zwang mich dazu, vier Monate arbeitsunfähig zu sein. Doch diese Zeit gab mir auch die Möglichkeit, langsam wieder zu mir selbst zu finden. Im Januar 2025 konnte ich dann wieder arbeiten – und mit dem Antrieb kam auch die Lust, mein Leben zurückzuerobern.
Seit Ende 2024 bin ich bei den Grünen in Selm. Seit ich mich dort aktiv einbringe, Verantwortung übernehme und die Arbeit mitgestalte, kehrt auch mein Antrieb immer weiter zurück. Auch bei der IG Lichtblicke Demokratie Selm engagiere ich mich mittlerweile mit.
Ich habe mit anderen von den Grünen eine Fahrraddemo am 30. März organisiert, ich habe die Versammlung bei der Polizei angemeldet und mich um die GEMA gekümmert. Dinge, die mir bis zum Dezember unmöglich erschienen, gehen mir plötzlich wieder leicht von der Hand.
Ein weiteres spannendes Kapitel begann jetzt im März 2025: Mein erster Einsatz als Schöffe am Landgericht Dortmund. Die erste Sitzung dauerte eine Stunde – wir Schöffen wurden vereidigt, die Anklage wurde verlesen. Ein völlig neues Terrain für mich, aber ich bin gespannt, was die kommenden Verhandlungen bringen. insgesamt sind 7 Verhandlungstage angesetzt. Ich glaube, diese Aufgabe wird eine besondere Erfahrung sein.
Auch als Betriebsrat stehen gerade turbulente Zeiten an. Leider darf ich dazu nichts sagen, aber eins ist sicher: Man lernt nie aus. 😉
Was mich in all diesen Monaten getragen hat, sind die Menschen um mich herum. Freunde, Bekannte – und sogar Online-Begleiter, mit denen ich beim Spielen Zeit verbringe. Unterstützung und Verständnis kamen oft genau von denjenigen, von denen ich es am wenigsten erwartet hätte. Dafür bin ich unendlich dankbar. Natürlich auch von denen, von denen ich es erwartet habe. Aber neben den positiven Erfahrungen mit Menschen gab es auch einige wenige nicht so schöne …
Und an diejenigen, die nur Verständnis heucheln, um sich dann hinter meinem Rücken das Maul zu zerreißen: Keine Sorge, Karma regelt das schon.
Danke an alle, die mir wirklich zur Seite standen. Ihr seid Gold wert.
Tja, dass war es erstmal von mir. Ich hoffe das ich dieses Jahr mit dem Fahrrad so richtig durchstarte und auch hier wieder aktiver werde. Gerade habe ich da wieder richtig Lust drauf.
Aloha
Claas